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CASTOR-BEHÄLTER
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KERNENERGIE
IMPRESSIONEN |
Hüter der Atome
Von
Josephine Landertinger und Christian Pfeiffer
Der Computer erteilt die Befehle: „Bitte vorrücken. Bitte vorrücken. Bitte
Arme einlegen.“ Die Türen der Kontaminationsschleuse im Zwischenlager des
Kernkraftwerkes Greifswald sind geschlossen. Sie öffnen sich nicht, bevor
der Computer den Besucher nicht freigegeben hat. „Keine Kontaminierung“,
sagt der Rechner. Die stählerne Schiebetür fährt auf.
Leck könnte zu Katastrophe führen
Die Schleuse schützt vor einem Austritt von Radioaktivität. Dieser würde eintreten, wenn einer
der 36 Castoren in Halle
Acht des Zwischenlagers ein Leck hat. Unmöglich, sagen
die Kraftwerksbetreiber. „Ein Castor-Zylinder ist so sicher, dass Sie ihn
nicht einmal
mit einer Bombe beschädigen
können“, sagt Rainer Broszinski, Sprecher des Kraftwerks. „Selbst ein
Flugzeugabsturz kann einem Castor nichts anhaben.“
Hoffentlich. Ein Leck hätte ernste
Folgen. In den Zylindern lagern
radioaktive Brennstäbe,
deren Strahlung erst nach 150.000 Jahren zerfallen sein wird. Im besten Fall
würden nur das Zwischenlager und die Mitarbeiter der Radioaktivität
ausgesetzt. Dies kann Krebs zur Folge haben. Aber auch direkte tödliche
Auswirkungen sind möglich.
Trotz der vorgeblichen
Unverwundbarkeit werden die Castoren vor fremden Zugriff so
gut wie möglich geschützt. Jeder
Besucher wird auf Waffen durchsucht und muss eine
Sicherheitsschleuse mit einem
speziell auf ihn programmierten elektronischen Ausweis durchqueren. Für den
Zugang zur Halle Acht ist zudem eine Genehmigung vom Bundesministerium für
Umwelt Voraussetzung.
Castoren senden radioaktive Strahlen aus
Die Mitarbeiter in Halle
Acht sind von der Sicherheit der Castor-Zylinder überzeugt. Die
Strahlung der Brennstäbe ist so
weit eingedämmt, dass davon laut Rainer Pridöl, verantwortlich für die
Halle, für Menschen im Zwischenlager
keine Gefahr ausgeht. Alle Mitarbeiter des
Zwischenlagers
Nord sind einer derart geringen Strahlendosis ausgesetzt, dass der vom
Umweltministerium vorgegebene Grenzwert nicht überschritten wird. Ein Unfall
hat sich nie ereignet.
„Die Frage nach der
Gefahr der Castoren habe ich mir nie gestellt“, sagt Pridöl. Seit 20 Jahren arbeitet der Maschinenbauer in
dem Kraftwerk. Dort hat er gelernt, mit den gefährlichen Stoffen und der
hochmodernen Technik vorsichtig, aber ohne Angst umzugehen.
Dass der Castor nach Außen Strahlung abgibt, ist ihm bewusst.
„Wir verbringen nicht mehr Zeit
als unbedingt notwendig in der Nähe der Castoren“, sagt Pridöl. „Ansonsten
wahren wir mindestens zwei Meter Abstand. Dann ist keine Gefahr gegeben.“
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